„stille post“ von Martina Hefter auf lyrikline.org
Lesung & Gespräch mit Dagmara Kraus Dichterin, Hildesheim | Ferdinand Schmatz Dichter, Wien | Moderation Gregor Dotzauer Literaturkritiker, Berlin
In der achten Veranstaltung der Reihe „Das Gedicht in seinem Jahrzehnt“ begegnen sich die DichterInnen Dagmara Kraus (geboren 1981 in Wrocław) und Ferdinand Schmatz (geboren 1953 in Niederösterreich).
Zwei DichterInnen, zwei Generationen und fünf Jahrzehnte der Dichtung – gemeinsam mit dem Moderator Gregor Dotzauer durchqueren Dagmara Kraus und Ferdinand Schmatz die zurückliegenden Jahrzehnte von den siebziger Jahren bis in die Gegenwart. Sie wählen deutschsprachige und internationale Gedichte aus, die sie in einer bestimmten Zeit besonders geprägt haben. Von Diether Roth bis Inger Christensen, von Nichita Stănescu bis Mila Haugová. Hinzu kommen eigene Texte, die von dieser Prägung zeugen. So entsteht eine sehr persönliche, lebendige, von komplizenhafter Erfahrung gesättigte Dichtungsgeschichte, die sich in einem konzentrierten Gespräch entfaltet.
Mit freundlicher Unterstützung des Österreichischen Kulturforums Berlin
Lesung & Gespräch mit Sonja vom Brocke Dichterin, Berlin | Margret Kreidl Dichterin, Wien | Ferdinand Schmatz Dichter, Wien | Moderation: Theresia Prammer Literaturkritikerin und Übersetzerin, Berlin
Ilse Aichinger (1921–2016, geboren und gestorben in Wien) exzellierte in allen Gattungen. Zwar schuf sie jeweils nur wenig, immer aber Beispielhaftes und Bleibendes, z.B. ihren einzigen Roman Die größere Hoffnung (1948), ihre Hörspiele, Szenen und Dialoge sowie die meisterhaften Erzählungen Spiegelgeschichte, Der Gefesselte und Wo ich wohne. Außerdem ist Aichinger eine der größten deutschsprachigen Lyrikerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, obwohl sie nur einen schmalen Gedichtband vorlegte. Verschenkter Rat (1978) versammelt der Texte, die zwischen 1958 und 1978 geschrieben wurden. Hinzu kommt der Band Kurzschlüsse (2001), der Prosaminiaturen enthält, die in der Nähe zur Lyrik entstanden sind.
Aichingers gesamtes Werk kommt aus dem überwältigenden Eindruck der Gefährdung. Sie galt in der Terminologie der Faschisten als „Mischling ersten Grades“ und war in ihrer Jugend dauerhaft vom Tode bedroht. Was sie später dagegen einsetzte, waren Nüchternheit und Präzision in ihren poetischen Bestandsaufnahmen. Sie wusste, „die Welt ist aus dem Stoff, der Betrachtung verlangt.“ Das Ideal ihrer Texte ist die gelassenste und selbstverständlichste Form, „in der äußersten Spannung die äußerste Gelöstheit“. Aichinger fand hierfür das Bild eines Metallbandes, das zum Reifen gebogen wird, bevor man es lötet.
Über die Bedeutung von Aichingers Werk damals und heute sprechen die DichterInnen Sonja vom Brocke, Margret Kreidl und Ferdinand Schmatz. Durch den Abend führt Theresia Prammer, die gemeinsam mit Christine Vescoli den Band Was für Sätze (Edition Korrespondenzen 2020) zu Ilse Aichinger herausgibt.
Mit freundlicher Unterstützung durch das Österreichische Kulturforum