José Lezama Lima (geboren 1910 in Havanna, gestorben 1976 ebenda), der Unbewegliche Wanderer, wie er sich selbst nannte, ist ein Jahrhundertdichter. Neben Alejo Carpentier ist er der große Meister des lateinamerikanischen Neobarocks, das durch eine ironisch überorchestrierte, mit Neologismen angereicherte Sprache, große Gelehrsamkeit und eine sich endlos verzweigende Syntax gekennzeichnet ist. Um ein Äquivalent dafür zu finden, müsste man in der deutschen Literaturgeschichte bis zu Jean Paul zurückgehen.
Mit Mitte 20 schrieb Lezama Lima das heute legendäre Gedicht „Tod des Narziss“, welches anhebt mit dem Vers: „Danae webt die vom Nil vergoldete Zeit“. Es folgten zahlreiche Gedichtbände und Essays, die den Ruhm des Autors stetig mehrten, obwohl er aufgrund seiner Homosexualität in Castros Kuba alsbald in Ungnade fiel. Sein Gesamtwerk wurde gekrönt mit einem Roman-Diptychon, das, laut Julio Cortázar, alle Gattungen mischt und transzendiert: „Paradiso“ und das posthum erschienene „Inferno. Oppiano Licario“. Die ZEIT urteilte über die deutsche Übersetzung von „Paradiso“: „ein irrer Ziegel, den niemand versteht – ein Klassiker.“
Die Übersetzer Léonce W. Lupette und Klaus Laabs sprechen über die damalige und heutige Bedeutung von Lezama Lima und berichten von der Unmöglichkeit, ihn zu übersetzen.
Mit freundlicher Unterstützung des Instituto Cervantes
Die Veranstaltung fand am 14. März im Haus für Poesie statt und wurde aufgezeichnet. Die Aufzeichnung zeigen wir am 21. April ab 19.30 Uhr.