Ein Gespräch unter Nachbarn.
Die Frage, ob Bosnisch, Montenegrinisch, Kroatisch und Serbisch letztlich nur Varianten einer ‚gemeinsamen‘ plurizentrischen Sprache sind oder doch eigenständig, lässt sich wohl nur politisch beantworten. Fest steht, dass sich alle in der Region sprachlich zu 99% verstehen. Darüber herrscht Einigkeit.
Doch der Jugend wird kaum noch vermittelt, dass im Nachbarstaat im Grunde die gleiche Sprache gesprochen wird. Was bedeutet das kulturell für diesen jahrhundertealten ‚Sprachraum‘, und was sagen die DichterInnen dazu? Was ist heute (noch) einheimische Literatur und was verbindet man mit ihr? Was bedeutet es, wenn es in ‚einem‘ Sprachraum keine Distribution von Büchern mehr gibt? Wie sieht heute die Zusammenarbeit zwischen AutorInnen und VerlegerInnen der Region aus? Wie läuft die gegenseitige Wahrnehmung der DichterInnen der ‚gemeinsamen‘ Sprache? Der Austausch der kulturellen Szenen? Was passiert mit einem Kulturraum, wenn jahrzehntelang sprachpolitisch nur die identifikatorischen Funktionen der Sprache zum Einsatz kommen und nicht die kommunikativen? Die AutorInnen Senka Marić, Ivana Bodrožić, Kralj Čačka und Dejan Ilić diskutieren über diese Fragen und lesen aus ihren Texten.
Lesung und Gespräch auf Bosnisch, Kroatisch und Serbisch mit deutschen Untertiteln.
Projektleitung: Sladjana Strunk
Spracharchipel I: Ex-YU – Unsere Sprache(n) wird freundlich unterstützt vom Übersetzernetzwerk Traduki, dem Goethe-Institut Belgrad und dem Österreichischen Kulturforum.